Vermehrung von Zimmerpflanzen

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Last reviewed: 29.06.2025

Die Vermehrung von Zimmerpflanzen ist eine der spannendsten und nützlichsten Aufgaben im Gartenbau. Mit verschiedenen Techniken sparen Sie nicht nur Geld beim Kauf neuer Pflanzen, sondern können auch seltene und beliebte Sorten erhalten, mit Freunden teilen und neue Pflegemethoden ausprobieren. In diesem Artikel stellen wir Ihnen die gängigsten Vermehrungsmethoden vor: Stecklinge, Teilung, Aussaat und einige weitere Techniken.

Warum Zimmerpflanzen vermehren

  1. Ersparnis und Vielfalt: Das Bewurzeln von Stecklingen und die Aufzucht von Setzlingen ist wesentlich günstiger als der Kauf ausgewachsener Pflanzen.
  2. Sortenerhaltung: Bei seltenen oder teuren Pflanzen ist das Schneiden eine zuverlässige Methode, um ihre einzigartigen Eigenschaften zu erhalten.
  3. Freude und Erlebnis: Durch die Vermehrung wird das Wissen über die Pflanzenphysiologie erweitert und man versteht ihre Bedürfnisse und Eigenschaften besser.
  4. Verschenken und Tauschen: Bewurzelte Stecklinge lassen sich gut verschenken oder mit anderen Gärtnern tauschen und stärken so die Pflanzenfreunde-Community.

Allgemeine Empfehlungen zur Vermehrung von Zimmerpflanzen

  1. Sterilität der Werkzeuge: Bevor Sie einen Steckling schneiden, ein Rhizom teilen oder andere Arbeiten durchführen, desinfizieren Sie unbedingt Ihr Messer, Ihre Schere oder Ihre Gartenschere (z. B. durch Abwischen mit Alkohol).
  2. Qualität des Substrats: Die Erde (oder anderes Wurzelmaterial) sollte locker, steril und gut wasser- und luftdurchlässig sein. Häufig verwendete Substrate sind Torf-Perlite-Mischungen, Kokossubstrat, Torfmoos oder spezielle Wurzelbodenmischungen.
  3. Optimale Luftfeuchtigkeit: Pflanzenteile, die Wurzeln bilden, benötigen oft eine hohe Luftfeuchtigkeit. Um einen Treibhauseffekt zu erzeugen, können Sie den Behälter mit dem Steckling/Setzling mit einer transparenten Haube oder einer Plastiktüte abdecken.
  4. Temperatur: Die meisten Zimmerpflanzen benötigen zur Vermehrung eine Temperatur von 20–25 °C. Achten Sie darauf, dass das Substrat warm ist und die Stecklinge keiner kalten Zugluft ausgesetzt sind.
  5. Beleuchtung: Diffuses Licht ist die beste Option. Direkte Sonneneinstrahlung kann zu Überhitzung und Austrocknung des Substrats führen, während vollständiger Schatten das Wurzelwachstum verlangsamt.
  6. Regelmäßiges Lüften: Wenn Sie ein Mini-Gewächshaus oder eine Plastikfolie verwenden, öffnen Sie diese täglich zum Lüften und überprüfen Sie den Zustand des Pflanzmaterials.
  7. Zustandsüberwachung: Überprüfen Sie Stecklinge, Ableger oder Samen regelmäßig auf Schimmel, Fäulnis und andere Probleme. Bei Krankheitssymptomen behandeln Sie sie mit einem Fungizid oder anderen Mitteln.

Schneiden

Stecklinge sind eine Methode zur Vermehrung von Pflanzen durch das Abschneiden eines Teils des Stängels, Blattes oder der Wurzel. Für viele Zimmerpflanzenarten gilt diese Methode als die wichtigste, da sie schnelle und zuverlässige Ergebnisse liefert.

Arten von Stecklingen

  1. Stammstecklinge:
    • Es wird ein Stängelstück mit 2–3 Knoten (Blattansatzpunkten) abgeschnitten.
    • Der untere Schnitt wird unterhalb des Knotens (in einem 45°-Winkel) gemacht, der obere Schnitt direkt über dem Knoten.
    • Um zu verhindern, dass die unteren Blätter den Boden berühren und verrotten, werden sie entfernt.
    • Die Bewurzelung kann in Wasser oder einem feuchten Substrat (Torf, Perlite, Vermiculit) erfolgen.
  2. Blattstecklinge:
    • Wird für Pflanzen verwendet, die aus Blättern neue Triebe bilden können (z. B. Usambaraveilchen, Begonien, Pilea, Sansevieria).
    • Das gesamte Blatt kann bewurzelt werden oder bei Bedarf in Segmente geschnitten werden (z. B. bei Begonien).
    • Die Bewurzelung erfolgt je nach Art in feuchter Erde oder im Wasser.
  3. Wurzelstecklinge:
    • Wird für Pflanzen mit fleischigen Wurzeln verwendet (z. B. bestimmte Arten von Maclea, Primeln, Echinacea, Chrysanthemen).
    • Der Eingriff erfolgt üblicherweise beim Umpflanzen: vorsichtiges Abtrennen eines Wurzelstücks mit Seitenknospen oder Trieben.
    • In ein feuchtes, leichtes Substrat pflanzen und an einem warmen Ort aufbewahren.

Algorithmus zum Bewurzeln von Stammstecklingen (Beispiel)

  1. Bereiten Sie ein scharfes, steriles Werkzeug vor.
  2. Schneiden Sie die Spitze des Triebs ab, 8–15 cm lang (je nach Pflanzenart).
  3. Entfernen Sie die unteren Blätter und lassen Sie nur 2–3 Blätter oben übrig.
  4. Falls gewünscht, behandeln Sie den unteren Schnitt mit einem Wurzelhormon (zB „Kornevin“).
  5. Stellen Sie den Steckling in Wasser (Wasserwechsel alle 2-3 Tage) oder in ein Substrat und achten Sie dabei auf hohe Luftfeuchtigkeit und diffuses Licht.
  6. Warten Sie, bis sich Wurzeln gebildet haben (je nach Art 1 bis 4 Wochen). Wenn die Wurzeln 2–3 cm lang sind, verpflanzen Sie die Pflanze in einen dauerhaften Topf.

Pflege für bewurzelte Stecklinge

  • Bewässerung: mäßig, ohne Wasserstagnation. Das Substrat sollte feucht, aber nicht nass sein.
  • Düngen: In den ersten 1–2 Monaten nicht düngen, damit sich das Wurzelsystem richtig ausbilden kann.
  • Gewöhnung an die frische Luft: Wenn der Steckling unter einer Kuppel stand, entfernen Sie diese nach und nach.

Teilung von Büschen und Rhizomen

Unter Teilung versteht man das Zerteilen einer ausgewachsenen Pflanze in mehrere Teile, von denen jeder einen Teil des Wurzelsystems und der Triebe (oder Wachstumsknospen) behält. Diese Methode wird häufig bei Pflanzen mit einem robusten Wurzelsystem, Rhizomen oder Zwiebeln angewendet.

Geeignete Pflanzen

  • Krautige, buschige Zimmerpflanzen (z. B. Aspidistra, Chlorophytum, Spathiphyllum).
  • Zwiebelpflanzen (zB Hippeastrum, Amaryllis).
  • Knollen (z. B. Knollenbegonien).
  • Eine Teilung erfolgt häufig beim Umtopfen, wenn die Pflanze aus ihrem Topf „herausgewachsen“ ist.

So teilen Sie

  1. Nehmen Sie die Pflanze aus dem Topf und schütteln Sie überschüssige Erde vorsichtig von den Wurzeln.
  2. Teilen Sie die Wurzeln und den oberirdischen Teil mit einem Messer oder mit den Händen und achten Sie darauf, dass jeder Teil mehrere Triebe/Blätter und genügend Wurzeln hat.
  3. Entfernen Sie beschädigte, trockene Wurzeln. Bestreuen Sie die Schnittflächen mit zerkleinerter Holzkohle oder behandeln Sie sie mit Fitosporin.
  4. Pflanzen Sie jeden Teil in einen separaten Topf mit vorbereitetem Substrat.

Pflege nach der Teilung

  • Bewahren Sie die Pflanze in den ersten ein bis zwei Wochen in diffusem Licht auf und sorgen Sie für eine mäßige Bodenfeuchtigkeit.
  • Wenn die Pflanze Wurzeln schlägt, können Sie wieder zur normalen Bewässerung und Beleuchtung zurückkehren.
  • Vermeiden Sie es, frisch verpflanzte Teilstücke zu überwässern und zu überdüngen.

Samenvermehrung

Die Samenvermehrung ermöglicht die Gewinnung vieler Jungpflanzen und ist die einzige Möglichkeit, Hybridformen zu züchten, wenn die Samen unabhängig voneinander gesammelt werden. Bei Zimmerpflanzen ist diese Methode jedoch oft zeitaufwändiger und komplexer.

Wie wählt man Samen aus?

  • Im Fachhandel kaufen oder selbst von blühenden Pflanzen sammeln (auf Reife der Samen achten).
  • Überprüfen Sie das Verfallsdatum und die Lagerbedingungen.
  • Manche Pflanzen erfordern zusätzliche Manipulationen: Stratifizierung (Kühlung für eine bestimmte Zeit) oder Skarifizierung (Beschädigung der Samenschale).

Aussaat

  1. Bereiten Sie das Substrat vor: eine leichte Mischung aus Torf und Perlit oder fertige Sämlingserde. Es sollte steril sein.
  2. Behälter: flache Schalen, Kassettentöpfe oder Kisten mit Abflusslöchern.
  3. Aussaat: Die Samen haben unterschiedliche Größen. Größere Samen (über 2 mm) werden vergraben, kleinere gleichmäßig auf der Oberfläche verteilt.
  4. Befeuchten: Mit einer Sprühflasche oder Wasser von unten leicht besprühen, um ein Wegspülen der Samen zu vermeiden.
  5. Mini-Gewächshaus: Mit Plastik oder Glas abdecken und an einen warmen Ort mit diffusem Licht stellen.
  6. Ausdünnen: Nachdem die Samen gekeimt sind (einige Tage bis mehrere Wochen), lichten Sie die Sämlinge aus, indem Sie schwache Triebe entfernen.

Pflege für Sämlinge

  • Gießen: vorsichtig, am besten „von unten“, um die empfindlichen Triebe nicht zu beschädigen.
  • Beleuchtung: Verwenden Sie Wachstumslampen, wenn das natürliche Licht nicht ausreicht.
  • Pikieren: Wenn die Sämlinge 2–3 echte Blätter haben, verpflanzen Sie sie in einzelne Töpfe.
  • Abhärten: Entfernen Sie nach und nach die Folie und gewöhnen Sie die Setzlinge an trockenere Luft.

Andere Vermehrungsmethoden

Schichtung (horizontal oder Luft)

  • Horizontale Absenkung: Der Stängel der Pflanze wird zum Boden gebogen und (z. B. mit Draht) so fixiert, dass der Knoten feuchte Erde berührt. Nach der Wurzelbildung wird er von der Mutterpflanze getrennt.
  • Abmoosung: Am Stiel wird ein kleiner Schnitt gemacht und mit feuchtem Torfmoos und Plastikfolie umwickelt, um ein „Mini-Gewächshaus“ zu schaffen. Sobald sich Wurzeln bilden, wird der entstandene Trieb abgetrennt und separat eingepflanzt.

Ableger (Triebe, die aus der Wurzel wachsen)

  • Viele Orchideen (z. B. Phalaenopsis) bilden „Kindlinge“ an den Blütenstielen, während Chlorophytum an den Enden langer Stiele Ableger bildet.
  • Der „Welpe“ wird vorsichtig abgetrennt (wenn sich Wurzeln gebildet haben) und in einen kleinen Topf umgepflanzt.

Pfropfung

  • Diese Methode wird häufig in der Zimmerpflanzenzucht für Kakteen und Sukkulenten sowie im Zitrusanbau verwendet.
  • Ein Edelreis (ein Teil der Pflanze mit Trieben) wird abgeschnitten und auf eine geeignete Unterlage (eine Pflanze mit starkem Wurzelsystem) gepfropft, wobei das Kambialgewebe ausgerichtet wird.
  • Mit elastischem Klebeband oder Frischhaltefolie fixieren. Wichtig sind Sterilität und hohe Luftfeuchtigkeit.

Häufige Fehler und Tipps zur Vorbeugung

  1. Zu frühes Entfernen des Abdeckmaterials: Kann zum Welken des Stecklings oder Sämlings führen, der sich noch nicht an trockenere Luft angepasst hat.
  2. Überwässerung: Stehendes Wasser führt zu Fäulnis an der Basis des Stecklings oder an den Wurzeln.
  3. Mangelnde Desinfektion: Schmutzige Werkzeuge und die Wiederverwendung nicht steriler Erde sind Quellen von Pilz- und Bakterieninfektionen.
  4. Falscher Zeitpunkt für die Vermehrung: Viele Pflanzen wurzeln im Frühjahr oder Frühsommer besser, wenn die Wachstumsprozesse aktiv sind.
  5. Unzureichendes Licht: Im Schatten verlangsamen sich die Wurzelbildung und die Samenkeimung; die Pflanzen strecken sich und werden schwächer.

Praktische Empfehlungen

  • Wählen Sie die Methode basierend auf der Biologie der jeweiligen Pflanze. Für Feigen verwenden Sie Stecklinge, für Orchideen Ableger, für Geranien Stammstecklinge und für Chlorophytum die Teilung des Busches und die Bewurzelung von Tochterrosetten.
  • Verwenden Sie Wurzelstimulanzien (z. B. „Kornevin“, „Radifarm“) mäßig und streng nach den Anweisungen.
  • Achten Sie auf Sauberkeit: Wischen Sie Regale, Töpfe und Werkzeuge regelmäßig ab, um das Risiko einer Infektion junger Pflanzen zu verringern.
  • Führen Sie ein Tagebuch: Notieren Sie die Termine für Schnitte, Aussaat und Teilung, um die Dynamik zu verfolgen und keine Termine für das Umpflanzen zu verpassen.
  • Scheuen Sie sich nicht, zu experimentieren: Auch wenn eine Pflanze eine Methode nicht angenommen hat (z. B. im Wasser keine Wurzeln geschlagen hat), versuchen Sie eine andere (Wurzeln im Substrat), wählen Sie eine andere Jahreszeit oder einen anderen Dünger.

Abschluss

Die Vermehrung von Zimmerpflanzen ist Wissenschaft und Kunst zugleich. Wenn Sie die Besonderheiten der einzelnen Methoden – Stecklinge, Teilung, Aussaat, Absenker und Pfropfen – verstehen, können Sie Ihre Lieblingspflanzen erfolgreich vermehren, ihre Sorteneigenschaften bewahren und Geld für neue Pflanzen sparen. Wichtig sind Sterilität, die Wahl des richtigen Substrats, optimale Feuchtigkeits- und Wärmebedingungen sowie die regelmäßige Kontrolle des Zustands junger Pflanzen. Mit der Erfahrung gewinnen Sie an Selbstvertrauen und können Ihre Erfolge mit anderen Pflanzenliebhabern teilen!